13. August 2003

Das Erbe des Bauerntums / veröffentl. i. Landshuter Zeitung, 13.08.2003 / Straubinger Tagblatt, 13.08.2003 / Bayerisches Wochenblatt, 16.08.2003

In unserem Kulturkreis hat sich das Leben größtenteils mit Hilfe von Bauerntum und Bauernhöfen entwickelt. Dies ist die ökonomische und soziale Basis gewesen für unsere Vorfahren, für manche ist sie es bis heute.

Ich frage mich, in welcher Form können wir mit diesen Wurzeln weiterwachsen – auch, wenn sich die wirtschaftlichen Verhältnisse ändern.

Ohne die Würdigung der Leistung von allen, die dazu beigetragen haben, das Überleben zu sichern, ohne die Achtung derer, die einen hohen Preis bezahlt haben dafür, ohne die historischen Kenntnisse von der Zeit vor, während und nach den Kriegen werden uns die Wurzeln abgeschnitten bzw. entzogen.

Dies führt zu einem Leben, das im wahrsten Sinne des Wortes abgehoben, d.h. ohne Boden ist.

Viele Reisende bewundern das Leben in griechischen Dörfern, bei Indianern oder sogar in Indien. Sie suchen etwas bei Fremden, was sie bei uns verloren haben: die Ursprünglichkeit, die Ruhe, die Kraft, die Ordnung, das einfache Dasein und vieles mehr. Ihnen ist oft der Zugang zu ihrer Geschichte verwehrt, das macht sie orientierungslos.

Die Suche nach Ersatzbedürfnissen reicht nicht aus, um das fehlende Urgefühl des Eingebundenseins in die Natur auszugleichen.

Wie kommen wir nun aus dem Dilemma heraus? Nur durch Anerkennung, Würdigung und Achtung all unserer bäuerlichen Vorfahren und zwar so, wie es war, ohne es zu beschönigen oder zu beurteilen.

Hermann Furthmeier